Der Anfang (Teil 4) – Amazon Kindle oder die Erleuchtung

leuchtende GlühbirneEigentlich klang es zu gut, um wahr zu sein, als mir ein Arbeitskollege an einem Tag im April 2011 einen Zeitungsartikel in die Finger drückte und meinte:

„Das könnte dich interessieren.“

Ich las den Artikel und erfuhr Neuigkeiten, von denen ich ansonsten möglicherweise noch ewig nichts gehört hätte. Worum es ging? Um das KDP-Programm (Kindle Direct Publishing) von Amazon. Der Artikel eröffnete mir eine neue Welt. Vorbei schienen die Sorgen, einen Verlag zu finden.

Der Artikel erschien im Kulturteil der Schweizer SonntagsZeitung und kann hier nachgelesen werden.

Zum ersten Mal hörte, respektive las, ich von der Möglichkeit, mein Buch völlig kostenfrei selber veröffentlichen zu können. Allerdings hielt ich noch nicht sehr viel von elektronischen Büchern, E-Readern und derlei (das sollte sich aber bald schlagartig ändern, wie man hier auch nachlesen kann). Doch nun kommt da ein Anbieter wie Amazon, mit einem weltweiten Ruf, und präsentiert Möchtegernschriftstellern, wie mir, eine Veröffentlichungsmöglichkeit auf dem Silbertablett – und scheinbar ohne Haken!

Das klang zu gut, um wahr zu sein.

In den USA gibt es das KDP-Programm und den E-Reader Kindle schon seit 2007. Und nun, im April 2011, sollte der deutsche KDP Shop starten. Bisher konnte man zwar seine Bücher über Amazon.com veröffentlichen. Aber durch die mangelnde Präsenz und Bekanntheit auf dem deutschen Markt, fehlte es schlicht und ergreifend an breitem Publikum und somit Kundschaft.

Doch das sollte sich jetzt ändern. Und ich stand mit meinem (wie ich glaubte) fertigen Manuskript in den Startlöchern. Derselbe Arbeitskollege, der mit auch den Zeitungsartikel in die Hände drückte (im Übrigen ein durchaus talentierter Mann, wie man hier sehen kann), hat mir ein cooles Buchcover entworfen und los ging's. Formatieren, hochladen, Preis definieren – verkaufen.

Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung für das Formatieren und Hochladen eines Manuskriptes für das KDP-Programm werde ich zu einem späteren Zeitpunkt erstellen und hier auf Schreibplattform veröffentlichen.

Soweit so gut. Jetzt konnte es eigentlich nur noch aufwärtsgehen. Und was ist passiert? Das Buch hat sich tatsächlich 1x pro Tag verkauft! Juhu! Ich habe einen Preis um die Euro 3.90 definiert und somit pro Verkauf rund Euro 2.50 verdient. Bei der Option, die ich gewählt habe, kann man selbst einen Preis definieren und Amazon behält 35% Provision für sich. Sehr fair, besonders, wenn man sich die Markpräsenz von Amazon anschaut. Aber zurück zu meinen Verkäufen – 1 Mal pro Tag – das war besser, als ich mir erhofft hatte. Wahrscheinlich kam mir aber auch noch zugute, dass ich vom ersten Tag des deutschen Kindle Shops an präsent und dementsprechend die Konkurrenz noch klein war.

Das Tolle bei Amazon ist übrigens, dass es dort bei den jeweiligen Artikeln die Rubrik „Kunden, die diesen Artikel gekauft haben, haben auch gekauft“ gibt. Sprich, sobald man ein paar Mal verkauft wurde, erscheint man bei anderen Büchern in dieser Liste und der Marketing Schneeball wird größer und größer.

Die Ernüchterung

Es lief gut, ich verkaufte regelmäßig – wenn auch nur einmal pro Tag, aber immerhin und das völlig ohne Werbung zu machen – ein Traum!Holzhammer auf Glühbirne

Und dann kam der Hammermann.

Bei Amazon kann man bekanntlich die Produkte mit Sternen von 1 – 5 (wobei 5 das Beste ist) bewerten. Nach knapp einem Monat und 35 verkauften Exemplaren wurde ich schlagartig in die Realität zurückgeholt, und zwar durch meine erste Bewertung. Selbstverständlich hatte ich von einer Kollegin eine (im Übrigen, so wurde mir versichert, ernst gemeinte) erste 5-Sternebewertung machen lassen, um die ersten Verkäufe anzukurbeln. Doch nun folgte die erste „fremde“ Bewertung – und die war vernichtend! Doch es ging nicht um den Inhalt – es ging um die Rechtschreibung. Ich war der felsenfesten Überzeugung, dass mein Manuskript so ziemlich fehlerfrei war. Klar, dass sich auf 324 Seiten der ein oder andere Fehler finden würde, war mir bewusst, aber ich dachte da eher an Kommasünden.

Doch diese Bewertung schockierte mich zutiefst. Von Fehlern auf jeder Seite, von vergessenen Worten und dadurch verdorbenem Lesespaß war da die Rede.

1 Stern!

Ich war erschüttert. Besorgt öffnete ich mein Manuskript und begann ganz genau zu lesen – und tatsächlich. Ein Fehler nach dem anderen, mindestens einer pro Seite. Nicht Schreibfehler im Sinn falsch aneinandergereihter Buchstaben, sondern überflüssige oder fehlende Worte, falsche Fälle und dergleichen. Meist Fehler, die durch Satzumstellungen bei der Nachbearbeitung entstanden sind. Auf einige musste ich gar von meiner Freundin hingewiesen werden – ich habe sie selber schlicht und ergreifen überlesen. Ich war absolut „Betriebsblind“ und habe nur das wahrgenommen, was ich lesen wollte. Mein Gehirn hat mir dabei einen Streich gespielt – meistens jedenfalls :-).

Sofort habe ich das Buch offline genommen. Mit dieser 1-Sterne-Bewertung war ich sowieso ruiniert. Ich hatte den riesengroßen Fehler gemacht, überhastig schlechte Qualität abzuliefern und bin dafür knallhart und zurecht bestraft worden. Nun war es an der Zeit die Wunden zu lecken und aus den Fehlern zu lernen.

Immerhin hatte ich eine Erfahrung gewonnen: Wenn ich ein fixfertiges Manuskript habe, kann ich dieses kostenfrei veröffentlichen und es wird sich auch verkaufen.

Aber merke: Qualität, Qualität, Qualität!!! Wenn sich der Leser über die Orthografie ärgert, hat er keine Lust mehr auf den eigentlichen Inhalt!

Demnächst: Der Anfang – Teil 5 – Jetzt aber richtig!

Der Anfang – Teil 3

Der Anfang – Teil 2

Der Anfang – Teil 1

4 Kommentare, sei der nächste!

  1. Hallo Gian,

    seit ca. 30 Jahren will ich ein Buch schreiben. Mir fehlt immer noch der kick zum start. Vielleicht hast Du mich überzeugt und ich fange an….

    Danke für die vielen Tipps 😉

    Merci

  2. Hallo Gian

    Vielen Dank für den Tipp mit dem Amazon Programm. Ich habe bisher noch nicht davon gehört und verspreche mir viel davon.
    Allgemein gefällt mir deine Seite, mach weiter so.

    Tobias

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