Der Anfang (Teil 2) – Minimalismus

Eineinhalb Jahre lang habe ich das angefangene Manuskript zuhause liegen lassen. Es war schön abgespeichert auf einer 3,5 Zoll Diskette. Ja, ich hatte im Jahr 2005 noch Disketten, wenn auch nicht mehr lange.

Für alle, die nicht mehr wissen, wie die Dinger ausgesehen haben:

Durch eine Fügung des Schicksals, bin ich Anfangs 2005 unverhofft zu ziemlich viel Freizeit gekommen. Nun konnte ich austesten, wie es sich anfühlen musste, wenn man nichts anderes zu tun hat, als zu Schreiben.

Ich genoss die Zeit und habe mein lange angefangenes Manuskript beendet. Mein erstes Buch war fertig – super. 324 Word Seiten. Ich war stolz wie Anton. Warum auch nicht. Nicht jeder schreibt mal rasch ein Buch. Wobei „mal rasch“ ein wenig übertrieben ist. Jedenfalls hatte ich mittlerweile gelernt, mich nicht mehr gerade völlig zu überschätzen.

Ich habe das vollbrachte Werk dann einer andern Kollegin – ihres Zeichens ebenfalls Lehrerin – übergeben. Die anschließenden Korrekturen haben mich dann wirklich überrascht. Scheinbar hatte ich es nicht mit kurzen Sätzen. Die Rechtschreibung war – Word Rechtschreibeprüfung sei dank – nicht mehr wirklich das Problem. Eher die Kommas und Doppelworte etc. Alles in allem Sachen, die man bei einem ersten Durchlesen merken sollte. Dummerweise habe ich das Buch kein erstes Mal durchgelesen, sondern gleich aus der Hand gegeben. Obwohl ich mir das doch eineinhalb Jahre zuvor vorgenommen hatte.

Die Moral von der Geschicht: Word Rechtschreibeprogramm schützt vor Fehlern nicht.

Zum Glück war die Kollegin, bei der ich mich an dieser Stelle nochmals bedanken möchte, sehr gnädig und nett (warum auch nicht, sie war es sich gewöhnt Kindern die Rechtschreibung beizubringen).

Nach einer weiteren Überarbeitung habe ich das Buch weiteren Probelesern übergeben und die Kritiken waren allesamt positiv. Bis heute vermute ich, dass eine ordentliche Portion Goodwill dahintersteckte. Die Geschichte hatte potenzial, aber der Schreibstil war furchtbar. Dass es so etwas wie aktive Sätze gibt, war mir nicht wirklich bewusst. Kleines Beispiel:

 

 

 

 

Man kann sich gut vorstellen, wie viel zäher ein Buch in hauptsächlich passiv geschriebenen Sätzen zu lesen ist (und ich habe mein Buch ein paar mal gelesen, bis es „aktiv“ war). Doch soweit, mein Werk auf aktive Sätze umzuschreiben, war ich damals noch nicht. Ich habe es bei der Eliminierung von Schachtelsätzen, Logik- und Schreibfehlern belassen. Dann fühlte ich mich bereit, einen Verlag zu suchen.

Welt ich komme.

Doch wie sollte ich es anstellen, einen Verlag zu finden? Im Internet habe ich nicht viel Schlaues gefunden, also habe ich mir ein Buch mit Tipps für Neuautoren gekauft. So habe ich das erste Mal das Wort Exposé gelesen. Bis heute läuft mir, bei bloßem Anblick des Wortes, kalte Schauer über den Rücken. Meine Stärken liegen darin, eine Geschichte blumig und wortreich zu erzählen. Aber 324 Seiten auf 1 bis 3 Seiten runterzubrechen und dann auch noch den Schluss verraten zu müssen, liegt mir definitiv nicht. Erschwerend kam hinzu, dass ich keine Ahnung hatte, wie so ein Exposé überhaupt aussehen sollte. Meine Internetrecherchen sind damals ziemlich ins Leere gelaufen. Also habe ich es einfach versucht.

Lange Rede, kurzer Sinn: Bis heute habe ich es nicht geschafft ein anständiges Exposé zu verfassen. Nach erstelltem Exposé (brrr – da ist sie wieder, die kalte Schauer) habe ich mir dann mal die größten Verlage vorgenommen. Bastei Lübbe, Heyne, Goldmann – das volle Programm. Ich hatte definitiv nicht vor Gefangene zu machen. Wenn schon ein Verlag das große Glück haben sollte, mein Werk drucken zu dürfen, dann bitte einer der ganz großen. Ziemlich ernüchternd war dann die Tatsache, dass sich scheinbar keiner meiner Auserwählten seines Glückes bewusst war. Alles Absagen – und dann habe ich noch Monate darauf warten müssen.

Ts, Banausen, dachte ich mir. Harry Potter wurde bestimmt auch nicht auf Anhieb verkauft und Stephen King hatte scheinbar auch so einige Absagen gesammelt. Die damaligen Lektoren beißen sich vermutlich noch heute in den Arsch. Soll ihnen bei mir nicht besser gehen, dachte ich.

Ich sage es nur ungern, aber bis heute beißt sich leider noch immer keiner wegen mir in den Arsch – jedenfalls nicht, weil er mein Manuskript abgelehnt hat.

Der Anfang (Teil 3) – Hilfe, Kunde droht mit Auftrag

Der Anfang (Teil 4) – Amazon Kindle oder die Erleuchtung

Der Anfang (Teil 1) – Die Selbstüberschätzung

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