Schreibblockade – Der Feind, den man nicht kommen sieht und wie man sich dagegen wehrt

An Schreibblockade Leidender

An Schreibblockade Leidender Schreibblockade. Jeder Schreibende hat schon davon gehört. Das Wort lässt manchen das Blut in den Andern gefrieren, andere wähnen sich vor der Gefahr sicher. Doch sicher ist nur eins: Es kann jeden treffen.

Aber was ist eine Schreibblockade überhaupt? Laut Wikipedia handelt es sich um ein psychisches Phänomen, das in der Schwierigkeit oder Unmöglichkeit besteht, einen Text mit bestimmtem Inhalt oder Ziel aufzuschreiben.

Angeblich kämpft jeder Schriftsteller hin und wieder gegen Schreibblockaden. Diese treten in unterschiedlichsten Formen auf. Während die einen zwei Worte vorwärts- und eins rückwärts kommen (oder schreiben), kämpfen andere mit dem Anfang des Kapitels oder gar des Buches. Ganz schlimm wird es, wenn man sich vor dem eigentlichen Schreiben drückt und nach Ersatzbeschäftigungen sucht. Wenn das Aufräumen des seit 9 Jahren nicht mehr betretenen Dachbodens wichtiger ist, als das Weiterschreiben am angefangenen Manuskript, dann ist das Problem meines Erachtens akut.

Aber von Anfang an. Wie ich im Artikel Detailliertes Planen oder spontanes Drauflosschreiben?“ schon erwähnt habe, gibt es verschiedene Herangehensweisen, ein Buch zu schreiben. Ganz grob kann man Schriftsteller in zwei Kategorien einteilen. Es gibt den Planer und den spontanen Drauflosschreiber. Je nach dem, zu welcher Kategorie Schreiberling man gehört, bevorzugt man unterschiedliche Arbeitsweisen.


 

Der PlanerMann steht planend an Whiteboard

Der Planer bevorzugt eine strukturierte Arbeitsweise. Für ihn funktioniert es am besten, wenn er sich erstmal hinsetzt und alle Details ausarbeitet (plottet), bevor er mit dem eigentlichen Schreibprozess beginnt. Das geht soweit, dass er sich das Buch in Kapitel aufteilt und schon stichwortartig skizziert, was in welchem Kapitel mit welchen Personen und an welchem Schauplatz passiert. Der Planer entwirft seine Figuren, bevor er mit dem Schreiben beginnt. Je nach dem schreibt er für jeden Protagonisten mehrseitige Lebensläufe, auf die er sich dann im eigentlichen Schreibprozess stützen kann. Der Planer entwirft seine Schauplätze, legt möglicherweise sogar ein Dossier mit Fotos an, recherchiert vorgängig und so weiter und so fort.

Der Vorteil des Planens: Man hat eine Art Roadmap, an der man sich beim Schreiben vorwärtshangeln kann. Die Gefahr besteht darin, dass man vor lauter Planen gar nicht zum Schreiben kommt. Es gibt Schriftsteller, die verbringen Jahre mit der Planung und verlieren sich in jedem noch so kleinen Detail. Auch das ist zweifelsohne eine Form der Schreibblockade, man flüchtet sich mittels Planung vor dem eigentlichen Schreibprozess.

 

Der spontane Drauflosschreiber

überstürztes Handeln in Comicbuchzeichnungen ausgedrücktIch selber gehöre bekanntlich dieser Spezies an. Der spontane Drauflosschreiber hat eine Idee und beginnt mit dem Schreiben. Er lässt sich von seinen Worten leiten und versucht die Geschichte irgendwie zusammenzustiefeln. Die Gefahren dieser Methode liegen auf der Hand. Da man nichts geplant hat und sich völlig auf seine spontane Kreativität, auf die Verselbstständigung seiner Figuren verlässt, hat man auch nichts, worauf man zurückgreifen kann, wenn man sich in die Sackgasse schreibt. Ein Kapitel läuft wunderbar und plötzlich gerät man ins Stocken, hat keine Ahnung, wie es weitergehen soll. Jetzt rast man im freien Fall auf die Schreibblockade zu – ohne ein Sicherheitsnetz, eine Roadmap, kann der Aufprall sehr hart werden. Schon alleine der Gedanke an die Mammutaufgabe, die man sich aufgebürdet hat, kann zu absoluter Blockade führen – und ich weis, wovon ich rede.

Ich für mich habe hierfür eine simple Lösung, die mir bis jetzt immer weitergeholfen hat. Wenn ich schreibe, dann habe ich immer mehrere Handlungsstränge. Und wenn ich dann beim einen blockiert bin, mache ich ganz einfach beim anderen weiter. Kommt Zeit, kommt Rat. Während ich nämlich an einem anderen Strang weiterschreibe, kommen mit meist Ideen, wie es mit dem oder den anderen weitergehen kann. Ein Vorteil dieser Methode ist übrigens auch, dass man sich selber nicht langweilt und Abwechslung hat.

Für mich die schlimmste Form einer ansatzweisen Schreibblockade ist, wenn ich das Gefühl bekomme, die Fäden aus der Hand zu verlieren. Irgendwann wird das Manuskript größer und nimmt überwältigende Dimensionen an. Ohne Plan kann es schon vorkommen, dass ich mich an die Grenze der Überforderung manövriere. Was ich dann mache? Ganz einfach – wobei halt, das ist gelogen, einfach ist es nicht. Aber zurück zur Frage. Was ich mache? Nicht ganz einfach: Ich schneide einen Handlungsstrang ab und befreie mich von einem Teil der Last. In Normalfall bedeutet das den Tod einer meiner Nebenfiguren. Dieser Schritt ist emotional schwer. Hat man sich doch die letzten X Seiten an den Charakter gewöhnt und begonnen darin aufzuleben. Sich jetzt von diesem zu trennen ist ein Abschied und Abschied ist nicht schön. Aber in diesem speziellen Fall befreit es ungemein. Die Last, die mir dabei jeweils von den Schultern gefallen ist, war extrem befreiend. Zusätzlich hat mir das neue Szenario neue Möglichkeiten eröffnet und die Geschichte zusätzlich beflügelt.

Grundsätzlich lässt sich zusammenfassend sagen, dass die optimale Mischung ein gutes Mittel gegen Schreibblockade ist. Mit optimaler Mischung meine ich, dass der Planer sich eine Scheibe vom Drauflosschreiber abschneidet und umgekehrt. Soll heißen, dass es dem Drauflosschreiber nicht schadet, wenn er sich ein grobes Gerüst baut, auf das er zurückgreifen kann, wenn es mal harzt. Und wenn ich von grob spreche, dann meine ich auch grob. Zwei, drei Seiten reichen da schon. Einfach mal hinschreiben, um was es eigentlich geht.

Umgekehrt soll sich der Planer von seiner engen Struktur verabschieden und ab und zu einfach blind drauflosschreiben. Einfach mal anzufangen kann genau so befreiend sein, wie gute Planung.

Wichtig ist, eine gute Balance zu finden.

Mische Planung mit Spontanität und versuche mindestens im Ansatz herauszufinden, wohin du willst. Ab und zu vom Planer zum Drauflosschreiber zu werden und umgekehrt ist ein probates Mittel um Schreibblockaden erfolgreich zu vermeiden.

Was unternimmst du gegen Schreibblockaden? Hinterlasse einen Kommentar und berichte von deinen Erfahrungen.

Viel Spaß!

2 Kommentare, sei der nächste!

  1. Hallo Gian
    Ein sehr informativer Artikel, vielen Dank.
    Die Probleme mit dem zuvielen Planen kommen mir sehr bekannt vor. Ich habe schon davon gehört, dass man bei Schreibblockaden über die Schreibblockade selber schreiben soll. Habe es selber noch nicht versucht. Ich werde deinen Rat beherzigen und drauflosschreiben :).
    LG Gerda

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