2 einfache Schritte um das Ziel einer Geschichte zu definieren und warum das der Schlüssel zu einem soliden Plot ist

Ziel der Geschichte, Story Goal

Auf How to Write a Book Now habe ich einen sehr interessanten Artikel zu diesem Thema gefunden. Der Autor Glen C. Strathy hat mir gestattet seinen Beitrag frei übersetzt auf meiner Seite zu veröffentlichen.

Ziel der Geschichte, Story GoalDas wichtigste Element, das Herzstück, eines jeden Plots ist das Ziel oder das Problem. Ohne Ziel verkommt der Plot zu einer bedeutungslosen Aneinanderreihung von Ereignissen. Mit einem klaren Ziel oder Problem gibt man dem Leser einen Grund die Bedeutung einer Szene zu verstehen. Mit einem Ziel oder Problem bindet man den Leser emotional, baut Spannung auf und gibt ihm einen Grund weiterzulesen. Kurz und bündig: Ein Ziel verleiht deiner Geschichte einen Sinn.

Was ist das Ziel der Geschichte überhaupt?

Um Klarheit zu schaffen, müssen wir hier unterscheiden. Je nach Betrachtungsweise kann es bei einer Geschichte um verschiedene Dinge gehen.

Als Beispiel:

Fragt man einen Literaturstudenten, um was es in Shakespeares Macbeth geht, wird er möglicherweise Folgendes antworten:

  • Ehrgeiz
  • Selbstüberschätzung
  • Schicksal gegen freien Willen

In Literatur wird oftmals gelehrt, dass es in einer Geschichte um das Motiv geht.

Das Motiv ist selbstverständlich ein wichtiges Element jeder Geschichte, doch es ist nicht was wir meinen, wenn wir vom Ziel sprechen. Um zu verstehen, was mit Ziel gemeint ist, hilft es, sich vorzustellen, dieselbe Frage jemandem ohne literarischen Hintergrund zu stellen. Hat diese Person gerade Macbeth gesehen und wir nun gebeten, zu sagen, um was es in dem Stück geht, wird die Antwort wahrscheinlich eher folgendermaßen lauten:

Es geht um einen schottischen Lord, der tötet, um selber König zu werden.

Wenn wir über das Ziel der Geschichte reden, dann reden wir vom WARUM. Warum tut unser Protagonist, was er (oder sie) tut? Macbeth tötet den König, weil es sein Ziel ist, selber König zu werden.

Schritt 1: Wähle ein Ziel

Bevor du damit beginnst, deine Buch Idee in einem Plot genauer zu entwerfen, stelle sicher, dass du dir im Klaren über das Ziel bist. Was will dein Protagonist? Welches Problem versucht er zu lösen? Warum tut sie, was sie tut?

Selbstverständlich gibt es die verschiedensten Arten von Zielen.

Externe Ziele

  • etwas entdecken
  • eine Extremsituation überstehen
  • etwas lösen oder aufdecken
  • einen Traum verwirklichen
  • den Ausgang eines Ereignisses beeinflussen

Interne Ziele

  • Einstellung ändern
  • Meinung ändern
  • ein besserer Mensch werden
  • einen Komplex überwinden

Schritt 2: Entscheide wie das Hauptziel die anderen Charaktere beeinflusst

Das Auswählen eines Ziels kann irritierend werden. Ein Protagonist kann viele Ziele oder Probleme haben. Was allerdings das Ziel der Geschichte – das Hauptziel – von den anderen Zielen unterscheidet, ist der Umstand, wie das Hauptziel die anderen Charaktere mit einbezieht. Ist das Schicksal der Nebencharaktere eng mit dem des Protagonisten verknüpft oder verfolgen Nebencharaktere gleiche Ziele?

Ich gebe zu, es wird verwirrend. Deshalb auch hier, ein paar Beispiele.

Viele klassische Tragödien handeln von Königen oder großen Anführern. Warum? Weil das das ganze Land von ihren Handlungen betroffen ist. In Macbeth leidet ganz Schottland unter der Tyrannei eines unmoralischen Königs. Wir erinnern uns an das Hauptziel von Macbeth: Der Protagonist tötet um selber König zu werden, damit eine neue Dynastie zu gründen und dafür zu sorgen, dass seine Nachkommen ebenfalls Könige werden.

Nehmen wir an, du schreibst eine Kriegsgeschichte. Dein Protagonist kämpft für sein Land und gegen die Gefahr einer fremden Besatzung. Jeder andere Charakter in der Geschichte, sei es Freund oder Feind, wird vom Erreichen oder Nichterreichen des Hauptziels beeinflusst werden. Der Protagonist kann jeder sein, vom kleinen Soldaten bis zum General, es spielt keine Rolle. Die Freunde des Protagonisten werden ihm helfen, den Krieg zu gewinnen, während seine Feinde versuchen genau das zu verhindern. Unabhängig davon ist das Schicksal von jedem Nebencharakter eng mit dem Hauptziel des Protagonisten verknüpft. Auch das von Charakteren, die gar nicht mitkämpfen – alle sind vom Krieg betroffen.

Oder nehmen wir den klassischen Krimi. Der Protagonist ist der Polizist, der versucht den Mörder zu schnappen. In solchen Geschichten gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie andere Charaktere leiden (durch die Handlungen des Protagonisten beeinflusst werden), solange der wahre Mörder auf freiem Fuß ist:

  • Die falsche Person wird verdächtigt.
  • Der Mörder läuft frei herum, was wiederum andere Charaktere in Gefahr bringt.
  • Angehörige des Opfers leiden darunter, dass der Mörder noch nicht gefasst ist.
  • Das öffentliche Vertrauen ins Rechtssystem schwindet, wenn das Verbrechen nicht aufgeklärt werden kann.

Schlussendlich ist das Schicksal aller Nebencharaktere von Erfolg des Ermittlers abhängig.

Doch nicht in allen Geschichten ist das Schicksal der Nebencharaktere vom Erfolg des Protagonisten beeinflusst. Es gibt Geschichten, in denen alle dasselbe Hauptziel für sich selber verfolgen.

Viele Geschichten handeln von der Suche, der Jagd, nach etwas bestimmten. Sei es ein Schatz oder ein Gegenstand, der Schaden anrichten kann, falls er in die falschen Hände gerät. In solchen Geschichten gibt es meist mehrere Parteien, die alle dasselbe Ziel, nämlich das Finden eines Schatzes/Objekts verfolgen. Nehmen wir Herr der Ringe: Die einen jagen den Ring und die anderen versuchen zu verhindern, dass irgendjemand den Ring bekommt. Dasselbe gilt für Indiana Jones – nur dass es dabei um den Heiligen Gral geht.

Hast du dich einmal für dein Hauptziel entschieden, ist es an der Zeit herauszufinden, welchen Einfluss es auf die Nebencharaktere deiner Geschichte hat. Haben alle dasselbe Ziel wie dein Protagonist? Kämpfen sie mit denselben Problemen, sind auf der Suche nach denselben Sachen, Lösungen oder Weisheiten? Oder sind deren Hoffnungen und Schicksale eng mit dem Erfolg oder Misserfolg des Protagonisten verknüpft?

Hast du dein Hauptziel gesetzt, kannst du mit der Planung des Plots beginnen.

Viel Spaß

Signatur_Gian

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3 Kommentare, sei der nächste!

  1. Hallo erstmal, also ich habe schon das Ziel der Geschichte im Kopf und auch einige andere Szenen, mein Problem ist definitiv den Anfang zu finden, ich weiß nicht mit was ich meine Story ausbauen kann um zu den Szenen im Kopf zu kommen.. Haben sie vielleicht dazu einen Tip?
    Lg und tolle Artikel 🙂

  2. Phu, diese Zieldefinierungen klingen nach einer Menge Arbeit. Aber die Tipps sind ziemlich hilfreich. Besser jetzt Gedanken darüber machen, als mitten im Plot bemerken, dass etwas nicht stimmt…

    LG Gerda

    1. Hallo Gerda.

      Sobald es für dich Arbeit ist, solltest du überlegen, ob du auf dem richtigen Weg bist. Planung ist hilfreich, aber sie sollte nicht in Arbeit ausarten. Das ist jedenfalls meine Meinung.

      Liebe Grüsse
      Gian

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